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Autorenbildroger riedi

Fotowerkzeuge: Erfahrungen mit Drohnen

Aktualisiert: 17. Dez. 2020

In diesem Beitrag erzähle ich ein wenig von meinen Erfahrungen mit Drohnen in der Landschaftsfotografie. Es geht dabei nicht um technische Aspekte oder eine Produktebeurteilung, sondern wirklich nur um den Nutzen dieses Werkzeuges in der Sparte der Landschaftsfotografie. Das Thema "filmen mit Drohne" wird ebenfalls nicht behandelt.


"Drohnen nerven". "Drohnen sind überflüssige Spielzeuge für Leute, die schon alles haben". Es ist schon so: Drohnen haben einen schlechten Ruf und ich habe selber erfahren, dass man nur schon mit der Bemerkung, man verwende eine Drohne, in der Bekanntschaft schräge Blicke einfängt: "was, in deinem Alter? Und wen spionierst du damit aus?". Trotz allem habe ich vor etwa drei Jahren begonnen, Drohnen gezielt - und ganz vorsichtig (ja niemanden stören) - für Fotoarbeiten einzusetzen.


Begonnen hat alles mit einem sehr kleinen Quadkopter, ich glaube, das Ding wog nicht einmal 400 Gramm und verfügte über einen eher bescheidenen 2/3 Zoll Fotosensor. Mein Ziel war es, für mich selber herauszufinden, ob die Dinger fotografisch einen Mehrwert bringen oder einfach nur kurzlebige "Gadgets" sind. Ich stellte schnell fest, dass a) diese Minidrohne maximalen Lärm macht und b) jedoch völlig neue Perspektiven und Kamerapositionen ermöglichte, die wirklich sozusagen den Horizont erweiterten. Ich habe das Maschinchen dann mit auf eine zweiwöchige Skitourenreise nach Norwegen mitgenommen und dort erste Erfahrungen bei "richtigen Einsätzen" gemacht. Neben vielen Videoclips, die ich für eine kleine Filmdokumentation verwendete, brachte ich auch eine Menge Fotos, gemacht mit der Drohne, nach Hause. Die Qualität der Videos war erstaunlich gut, jene der Fotos von diesem kleinen Sensor gerade mal ok.


Kurz darauf kam ein Nachfolgemodell auf den Markt und diese Drohne habe ich nun seit gut zwei Jahren im Einsatz. Das Ding verfügt nun über einen 1 Zoll Sensor mit 20 Megapixeln und bietet mit etwas Nachbearbeitung sehr gute Fotoqualität. Ausserdem ist das Gerät noch immer faltbar und findet dadurch leicht im Rucksack Platz und ist somit problemlos - auch auf langen Bergwanderungen. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt: die Motordrehzahl wurde reduziert, die Propeller sind etwas grösser und haben speziell geformte Spitzen - diese Änderungen haben den Lärm im Betrieb beträchtlich gemindert.


Nun aber zur eigentlichen Frage dieses Beitrags: lohnt sich die Anschaffung für Hobbyisten wie mich? Kurze Antwort: ja - absolut! Die Drohne ist für mich kein Spielzeug - ich fliege nie nur zum Spass damit herum, sondern sie bietet den Vorteil einer frei im Raum positionierbaren Kamera. Ich kann damit Kamerapositionen erreichen, die mit anderen Mitteln kaum oder nur mit riesigem Aufwand möglich wären:



Kamerastandort: ca. 80 Meter über Grund


Ein typischer Anfängerfehler ist dabei, dass man das Gerät eher zu hoch platziert. Es entstehen dann meist eher langweilige "Luftaufnahmen" ohne Tiefenwirkung. Sehr oft erreicht man die besten Ergebnisse, wenn man tief fliegt und zum Beispiel Objekte am Boden zur Steigerung der Tiefenwirkung mit in die Bildkomposition nimmt.



Drohnenfoto: ca. 3 Meter über Grund

Mit der Zeit entwickelt man ein gewisses Gefühl für möglicherweise lohnenswerte Drohneneinsätze. Oft ist es jedoch auch so, dass ich den Kopter den ganzen Tag mit mir im Rucksack herumtrage, ohne auch nur einmal abzuheben damit. Aber dasselbe gibt es ja auch beim konventionellen Fotografieren: entweder stimmt das Licht nicht oder es gibt kein Sujet, welches die persönliche "Motivklingel" aktiviert. Bei Drohnenfotos gilt bezüglich guter Lichtverhältnisse dasselbe wie bei terrestrischer Fotografie: "lightismagic"! Untenstehendes Bild habe ich letztes Jahr kurz nach dem ersten Schneefall gemacht. Die ganz spezielle Lichtsituation mit den langen Schatten und dem Sonnen-/Schattenspiel war vom Boden aus kaum eindrücklich einzufangen. Zwanzig Meter über Grund, sah dies dann aber schon ganz anders aus:



lightismagic gilt auch für Drohnenfotos...

Ganz interessant ist auch ein kleiner Wasserfall in unserer Gegend. Im Frühling, während der Schneeschmelze, ist er jeweils recht aktiv. Ich habe schon sehr oft versucht, dieses Sujet überzeugend einzufangen. Das Problem dabei ist, dass man geländebedingt sehr stark in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Der Wasserfall befindet sich zuhinterst in einem engen Tobel. Ein Wanderweg führt zwar über eine kleine Brücke unterhalb des Wasserfalls, jedoch ist die ganze Szenerie von dichtem Buschwerk umgeben. Nur schon in fünf Metern Höhe, sähe die Sache aber ganz anders aus. Also: meine kleine Flugkamera aus dem Rucksack gekramt und diverse Positionen ausprobiert - eine Sache von ein paar Minuten. Für das untenstehende Foto habe ich ausserdem einen ND8 Filter verwendet; dies um die Belichtungszeit auf 1/2 Sekunde zu reduzieren, denn ich wollte das herabstürzende Wasser sehr weich aussehen lassen. Was mich dabei verblüfft hat ist die Tatsache, dass trotz der vom Wasserfall erzeugten Luftwirbel und längerer Belichtungszeit scharfe Bilder entstanden sind. Dies dank des Kamera-Gimbals und der sehr effektiven Lagestabilisation durch die Flugelektronik:


Abhilfe bei schwierigem Sujet: ein paar Meter in die Luft

Fazit

Gute Fotodrohnen sind heute für den Preis eines ebenfalls guten Objektivs zu haben. Sie erschliessen gerade in der Landschaftsfotografie ganz neue gestalterische Möglichkeiten. Die Geräte sind dabei unterdessen so ausgereift, dass sie auch bei schwierigen, turbulenten Windverhältnissen exzellente Resultate liefern können. Die Bedienung ist dabei dank der vielen verbauten Sensoren sowie der ausgeklügelten Software sehr einfach. Nach kurzer Einarbeitungszeit hat man somit ein sehr wertvolles Werkzeug, dessen Resultate viel Freude bereiten.


Kleingedrucktes für "Drone-Operators"

  • Halten Sie sich immer an die rechtlichen Vorgaben der Region in der Sie Ihre Drohne fliegen lassen wollen. Dies ist ganz speziell wichtig, falls Sie im Ausland fliegen. Teilweise gibt es massive Einschränkungen und bei Nichtbeachten je nach Land drakonische Strafen.

  • Auch für zu Hause gilt: machen Sie sich mit den Lufträumen/Einschränkungen Ihrer Umgebung vertraut (selber bin ich mir dessen ganz besonders deshalb bewusst, weil ich a) beruflich in der Aviatik tätig bin und b) mich in der Freizeit oft selber in der Luft bewege.

  • Mit Ausnahme von Spielzeugdrohnen empfiehlt sich der Abschluss einer speziellen Haftpflichtversicherung. Zum Beispiel in der Schweiz bieten die meisten Versicherungen für wenig Geld entsprechende Zusätze zu bestehenden Haftpflichtversicherungen an. Im Ausland sind solche Versicherungen teilweise zwingend vorgeschrieben.


Postscriptum

Zum Schluss doch noch etwas zur Hardware: seit gut zwei Jahren verwende ich eine DJI Mavic 2 Pro. Sie ist mit einer Hasselblad-Kamera mit Festbrennweite und 1 Zoll Sensor ausgestattet. Die Bildqualität ist definitiv besser als jene von z.B. Smartphones - sie ist etwa vergleichbar mit einer Sony RX100 Kompaktkamera.

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