Wie würden Sie Fotografie-Impressionismus nennen? Und wo ist die Grenze zwischen Impressionismus und Abstraktion? Gibt es eine solche und ist sie überhaupt von Bedeutung?
Ich persönlich halte den Impressionismus in der Landschaftsfotografie für eine Gattung, in der alles erlaubt ist. Es gibt keine Regeln. Im Grunde ist es ein Genre der fotografischen Anarchie.
Das Ziel ist nicht, die Landschaft so einzufangen, wie sie ist, etwa während eines schönen Sonnenauf- oder Sonnenuntergangs. Man versucht vielmehr, ein Gefühl, einen Eindruck von einer Szene in ein Foto zu verwandeln.
Absichtlich unscharf, fast malerisch wirkend oder Betrachtende sogar glauben lassend, man sehe Pinselstriche - das sind die typischen Eigenschaften eines impressionistischen Bildes.
Mögliche Techniken für Experimente in dieser Richtung könnten etwa sein:
* Bewegungen mit dem Zoombereich des Objektivs
* Panning, also Kamerabewegungen während der Belichtung
* Rotationsbewegungen
* An windigen Tagen Gras oder Bäume mit sehr langen Verschlusszeiten fotografieren (mit oder ohne Stativ)
* Doppelbelichtungen
* Vermischen verschiedener Fotografien in der Nachbearbeitung
...und so weiter. Grenzen setzt hier nur die eigene Phantasie.
Impressionistische Techniken: Intentionale Kamerabewegung
Diese Technik ermöglicht es einem, eine absichtliche Unschärfe zu erzeugen, Details zu entfernen oder sogar die Komplexität einer Szene vollständig in blosse Blöcke aus groben Formen, Tönen und Farben zu zerlegen.
Es ist eigentlich ganz einfach - Sie bewegen die Kamera, während der Verschluss geöffnet ist. Das war's schon.
Die logische Konsequenz ist, dass Sie ziemlich lange Verschlusszeiten verwenden müssen, um eine schöne Unschärfe zu erzielen. Dies erreichen Sie entweder durch eine sehr kleine Blende oder aber, mittels Einsatz von verschieden starken ND-Filtern (experimentieren ist hier gefragt). Was auch ganz hilfreich ist: mit solchen Langzeitbelichtungen nicht bei Sonnenschein und über die Mittagszeit zu experimentieren - neblige Tage oder Abenddämmerung helfen zusätzlich, lange Verschlusszeiten zu erreichen. Auf diese Weise geht's häufig auch ohne Einsatz von Filtern.
Im Gegensatz zur klassischen Landschaftsfotografie müssen Sie sich nicht um die ultimative Schärfe kümmern - oder besser gesagt: Schärfe ist hier völlig egal!
Diesen Herbst habe ich selber einige Versuche mit dieser Technik gemacht. Ich begab mich mit meiner Kamera in den herbstlichen Wald gleich hinter dem Haus und übte mich darin, die Kamera mit schnellen Bewegungen und langen Verschlusszeiten (so ab ca. einer Sekunde) von oben nach unten zu bewegen. Diese Bewegungsrichtung bietet sich an, wenn man Bäume als Fotomotiv für seine Experimente verwendet.
Zu Hause habe ich die Bilder dann zu quadratischen Fineart Prints aufbereitet: die Drucke auf grobfaseriges Büttenpapier von Hahnemühle sehen wunderbar aus! Stimmungsvoll, überraschend, anders.... expressionistisch eben.
Hier einige Beispiele meiner "Bemühungen":
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