Haben Sie sich jemals so desinteressiert und gleichgültig gegenüber der Fotografie gefühlt, dass Sie kaum Ihre Kamera anschauen konnten, geschweige denn sie in die Hand nehmen und losschiessen? Ich schon, aber ich habe ein paar Dinge gefunden, die ich heute mit Ihnen teilen möchte, die mir wirklich geholfen haben, meine Leidenschaft wiederzuentdecken.
Der Wecker geht los. Es ist 04:30 Uhr und die Kameratasche ist gepackt. Aber anstatt mit Begeisterung und Aufregung aufzuwachen, schaue ich aus dem Fenster und hoffe, dass es zu bewölkt ist. Oder dass es nicht bewölkt genug ist. Oder dass es regnet. Alles, was mich darin bestärkt, wieder ins Bett zu kriechen.
Als das anfing zur Regel zu werden wusste ich, dass etwas wirklich nicht stimmte. Meine Liebe zur Fotografie war verschwunden und ich befand mich in einem tiefen, dunklen Loch. Aber anstatt die Tasche wegzulegen und etwas Neues zu finden, untersuchte ich, was die Ursache für die Trägheit war und ich schloss einen Pakt mit mir selbst, um die Probleme zu lösen. Diese vier Tipps unten haben wirklich geholfen und ich bin wieder voller Elan und Liebe unterwegs mit meiner Kamera.
Begrenzen Sie sich selbst
Konzentrieren Sie sich jeweils auf eine Art von Fotografie. Der Zeitraum ist Ihnen überlassen, es kann ein Tag, eine Woche, ein Monat, ein Jahr, was auch immer sein. Aber versuchen Sie nicht, ein Tausendsassa zu sein und alles in einen Tag zu packen. Ich habe versucht, Makroaufnahmen, Porträts, Landschaften bei Sonnenuntergang, Sportaufnahmen beim Skifahren, Mountainbiken, Gleitschirmfliegen und so weiter zu, aber ich habe mir keinen Zeitplan und vor allem keine konkreten Ziele gesetzt. Ich liebe all diese Genres zu bestimmten Zeiten, aber wenn man morgens aufwacht und keine klare Vorstellung davon hat, was man machen will, kann das unglaublich frustrierend sein, und am Ende leidet man unter Lähmung durch Analyse und Desillusionierung durch Verwirrung.
Wenn Sie Musik als Analogie verwenden, könnten Sie sagen, dass Sie Musik lieben, aber Sie können nicht an einem Morgen aufwachen und versuchen, vor dem Frühstück einen Hip-Hop-Track rauszuhauen, dann einen Bluegrass-Song am Vormittag, dann ein Thrash-Metal-Stück zum Mittagessen, gefolgt von einer Power-Ballade am Nachmittag und abgerundet am Abend mit etwas R&B. Klingt lächerlich, stimmt, und würde zu einem ernsthaften Burnout führen. Aber so machen es viele HobbyfotografInnen, und es ist anstrengend. Also habe ich aufgehört. Ich traf die Entscheidung, mich für bestimmte Zeiträume auf bestimmte Arten der Fotografie zu beschränken.
Zum Beispiel verbrachte ich diesen Herbst zusammen mit meiner (ebenfalls fotografierenden) Frau einen ganzen Tag an einem kleinen Bergbach in unserer Region.
Aber ich dachte dabei wirklich über das nach, was ich als fotografisches Resultat am Ende des Tages «im Kasten» haben wollte. Über Winkel und Objektive, über Standorte, Lichteinfall, Tiefenschärfe und all das, was schlussendlich den Unterschied zwischen einem gelungenen Bild und Misserfolg ausmacht. Ich wusste, dass ich nirgendwo anders hingehen würde und dass ich mich für den Tag auf diesen Ort festgelegt hatte.
Setzen Sie auf sich selbst
Machen Sie das, was Sie lieben und worin Sie gut sind, anstatt Trends zu folgen und Dinge zu tun, die Sie nicht mögen. Das erstreckt sich auch auf die Nachbearbeitung. Es gab eine Zeit, in der ich viel Vertrauen in meine Fotografie verloren habe, weil ich aus meiner Komfortzone herausgetreten bin und in eine Zone, die nicht nur unangenehm war, sondern mir auch überhaupt keinen Spass gemacht hat. Und ich stellte fest, dass ich keine Bilder von der Qualität produzierte, die ich von mir selbst erwartete. Das lag aber nicht daran, dass ich nicht in der Lage war zu lernen oder mich anzupassen, sondern einfach daran, dass ich kein wirkliches Interesse an diesem Genre oder Stil der Fotografie hatte, aber ich zwang mich dazu, weil ich das Gefühl hatte, ich müsse mich "pushen" und "mich erweitern". Das war Blödsinn - ich hatte kein Interesse daran, und das zeigte sich in meinen Ergebnissen. Und es begann mühsam zu werden, und ich ärgerte mich manchmal fast, die Kamera in die Hand genommen zu haben. Warum sollte man etwas tun, das einem keinen Spass macht?
Drucken Sie Ihre Fotos
Und zwar in allen möglichen Formaten. Sei es auf grossen Leinwänden, die Sie als Mittelpunkt Ihres Wohnzimmers verwenden, oder in kleinen Alben, die Sie unter den Couchtisch legen können, um mit Ihren Liebsten noch jahrelang in Erinnerungen zu schwelgen. Es gibt nichts Schöneres als die Aufregung, wenn es an der Tür klingelt und man einen grossen Druck erwartet. Mit klopfendem Herzen und aufgeregter Vorfreude rennt man zur Tür und packt den Karton aus wie ein kleines Kind zu Weihnachten. Dann halten Sie den grossen Druck in den Händen und fahren mit den Fingern an den Rändern entlang, begutachten die Farben und das Licht und die Töne. Dann halten Sie es an die Wand, wo Sie es anbringen wollen, lehnen sich zurück und bewundern es. Das ist Ihr Werk. Das ist eine echte Manifestation Ihrer Leidenschaften und der Zeit, Ressourcen und Energie, die Sie in dieses eine Foto gesteckt haben. Es jeden Tag dort oben zu sehen, ist weitaus lohnender für die Seele als ein paar hundert Likes auf einen Beitrag, der im Grunde innerhalb weniger Tage wieder verschwindet. Hier ist ein Druck von mir, der bei mir zu Hause - konkret sogar im Badezimmer - an der Wand hängt:
Bilden Sie sich weiter
Ich sage immer: fotografieren ist eigentlich nur das Ansammeln von Rohmaterial. Ohne gekonnte, stilsichere Nachbearbeitung geht gar nichts. Das ist nicht erst seit digitalen Zeiten so, sondern das war früher auch nicht anders als heute. Selbst alte Meister wie Ansel Adams haben unzählige Stunden und Tage damit verbracht, ihre Bilder im Labor so zu bearbeiten, dass das Endresultat schlussendlich ihren Vorstellungen entsprach.
Eine Ikone der Landschaftsfotografie: "Moon over Hernandez / Ansel Adams"
Sie glauben mir nicht? Dann habe ich hier einen spannenden Link dazu: https://www.berufsfotografen.com/news/wie-entstanden-zwei-der-beruehmtesten-bilder-von-ansel-adams
Ein kleiner Auszug daraus:
«…Was für viele Fotografen, die mit RAW und HDR aufgewachsen sind, undenkbar zu sein scheint, war damals Realität: Schon bei der Aufnahme musste man die Belichtung des Negatives auf die Entwicklung abstimmen, um ein gewünschtes Ergebnis im Labor erzielen zu können. Da der Kontrastumfang des Motives oft grösser ist als der Dichteumfang des Negatives und erst recht größer als der Kopierumfang des Fotopapiers, legte Ansel Adams in seinem Zonensystem mit einer Spotmessung die Bereiche im Motiv fest, die gerade noch durchzeichnet werden sollten und belichtete das Negativ dann entsprechend. Bei der Entwicklung wurde dann jedes Negativ einzeln etwas härter oder weicher entwickelt. Im Idealfall war so der gesamte Kontrastumfang des Motives auf einem Fotopapier mit normaler Papiergradation darstellbar…»
Früher benötigte man dazu viel Fachwissen und eine gut ausgerüstete Dunkelkammer. Heute ist Nachbearbeitung sehr viel einfacher: ein aktueller PC und Bildbearbeitungssoftware wie Lightroom, Photoshop, Gimp etc. sind die technischen Voraussetzungen. Die effektive Bearbeitung erfordert allerdings nach wie vor viel Wissen und Erfahrung. Photoshop und Co. Machen es einem sehr einfach, ein flaues Bild so richtig «aufzupoppen». Oft sieht man dann Resultate, für deren Betrachtung man eine Sonnenbrille bräuchte.
Deshalb: machen Sie sich die Mühe und lernen Sie nicht nur Ihre Kamera zu bedienen, sondern werden Sie auch meisterhaft in gekonnter Nachbearbeitung. Lesen Sie Bücher, suchen Sie Tutorials im Internet, schauen Sie sich an, was andere Leute präsentieren, besuchen Sie Fotoausstellungen zu Themen, die Sie interessieren.
Jede Quelle der Bildung - ob bezahlt oder kostenlos - ist gut, wenn sie Ihrer Kreativität einen Mehrwert bietet und Ihnen hilft, sich zu verbessern.
Wenn man so viel Zeit, Mühe, Liebe und Geld in eine Leidenschaft investiert hat, ist es ein schlechtes Gefühl wenn man spürt, dass diese Liebe langsam einschläft. Aber wenn Sie einige der Dinge die ich hier vorgeschlagen habe umsetzen, glaube ich wirklich, dass es Ihnen helfen wird, Ihr Feuer wieder neu zu entfachen.
Comments